Patrick Hanselmann

Interview mit Andreas Schurter, Präsidium des Altherrenverbandes

Andi Schurter, weshalb soll heute ein Student der ZHW Ihrer Verbindung beitreten? Es gibt doch genug Freizeitbeschäftigungen.

Eine Studentenverbindung ist keine Freizeitbeschäftigung, sondern eine Gemeinschaft, in der Beziehungen und Freundschaften entstehen, die oft ein ganzes Leben dauern. In der Kyburgia kommt man in Kontakt mit den verschiedensten Generationen und pflegt die Beziehung zu ehemaligen Studienkollegen, die einen durch einen wichtigen Lebensabschnitt begleitet haben.
In unserer Studentenverbindung können wir ausgiebig über berufliche Belange diskutieren, ohne dass dabei irgendein Konkurrenzdruck besteht. Für mich ist die Kyburgia eine ideale Verbindung von Freundschaft und fachlichem Austausch.

Vor allem unter Jungen haben Verbindungen kein besonders gutes Image – da ist die Kyburgia keine Ausnahme…

…das stimmt. Es bestehen einfach viele Vorurteile. Ein Grossteil davon ist falsch. Genau aus diesem Grund haben wir uns entschieden, auch eine Broschüre herauszugeben.

Viele Leute denken beim Stichwort «Verbindung» vor allem an übermässigen Bierkonsum…

Zugegeben, das Biertrinken spielt auch in der Kyburgia eine gewisse Rolle – nicht aber in dem Ausmass, wie es von aussen den Anschein erwecken mag. Bester Beweis dafür ist, dass heute viele Mitglieder aus nachvollziehbaren Gründen nur alkoholfreies Bier konsumieren. Und das ist auch gut so!

In der Öffentlichkeit herrscht auch die Überzeugung, dass in Verbindungen vor allem Leute mit einer rechtsbürgerlichen, nationalistischen Gesinnung verkehren.

Da kann ich nur auf unsere Statuten verweisen: Dort ist klar festgeschrieben, dass unsere Verbindung politisch neutral ist. Und daran halten wir uns auch. An offiziellen Anlässen gibt es keine politischen Diskussionen. Wir haben genug andere spannende Themen, über die wir uns unterhalten können.

Trotzdem: Traditionen spielen auch bei der Kyburgia eine wichtige Rolle.

Eine Vereinigung, die mehr als hundert Jahre alt ist, kann und soll sich nicht allen Modeströmungen unterwerfen. Ich kann Ihnen aber bestätigen, dass wir Veränderungen gegenüber offen sind. Wir nehmen uns einfach die Freiheit heraus, diese zu prüfen und sie nur dann zu übernehmen, wenn uns das sinnvoll erscheint.

An Ihren regelmässigen Treffen sprechen Sie konsequent Hochdeutsch, singen Lieder aus dem vorletzten Jahrhundert, tragen Uniformen und halten sich an streng vorgeschriebene Verhaltensregeln – ist das noch zeitgemäss?

Es kann sein, dass dies auf den ersten Blick rückwärts gerichtet erscheint. Tatsache ist, dass uns unsere Bräuche und Traditionen einen gewissen Rückhalt geben und uns erlauben, offen zu sein für Neues und Modernes. Unsere Verhaltensregeln sind sozusagen ein Gerüst. Dieses bietet uns auch genug Freiraum für Amüsantes, Herausforderndes und dann und wann für Wortgefechte, die höchste Konzentration und ein hohes Mass an Spontaneität erfordern.

Was können Sie Studierenden bieten, die sich für Ihre Verbindung interessieren?

Die Studentenverbindung Kyburgia Winterthur pflegt die Weiterbildung in allen Bereichen des Architektur- und Ingenieurwesens – nicht nur im Bausektor, sondern auch auf zahlreichen anderen Gebieten. Damit sprechen wir nicht nur Studenten an, sondern auch Mitglieder, die mitten im Berufsleben stehen, und auch solche, die bereits im Pensionsalter sind.

Sie selber sind seit 1989 in der Kyburgia. Weshalb engagieren Sie sich für die Verbindung?

Im Laufe der Jahre habe ich immer wieder feststellen können, dass der ständige Kontakt mit Kollegen aus verschiedenen Generationen bereichernd ist, mich fordert und auch fördert. Abgesehen davon habe ich einfach Freude daran, mich regelmässig mit Berufskollegen zu treffen und dabei eine gute, spannende und immer wieder auch fordernde und erheiternde Zeit zu verbringen.

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